Montag, 25. Mai 2009

Samstag Nachmittag

... packte ich den Bollerkarren mit Kind, neuem Baby-Pool und Kamera und verabschiedete mich vom schwitzenden GG. Wir bauten den Pool bei Oma im Garten auf und es war richtig gemütlich. Gleich würden wir uns noch eine Tasse Kaffee und einen sehr raffinierten Baiser-Stachelbeer-Sahne-Kuchen gönnen. Denkste. Ich plätscherte gerade so schön mit dem MM, als ich plötzlich eine Stimme rufen hörte. Erst dachten wir es wären Kinder, die unten auf der Strasse Remmidemmi machen würden, doch dann glaubte ich ein HILFE zu hören. Hochgeschreckt (denn beide Hunde waren im Garten und ab und zu büxt einer ja auch Mal aus und erschreckt arme Spaziergänger) lief ich Richtung Haus - wollte vom Balkon schauen. Da hörte ich wieder Schreie: Hilfe, Hilfe, Feuer, die Waschmaschine brennt. Oh Gott - meine Schwester war das - aus dem Haus. Mir wurde ganz anders. Ich rannte also rein, während Oma das MM in aller Eile aus dem Bade holte und in Klamotten verfrachtete. Im Treppenhaus roch man schon etwas den Rauch und meine Schwester brachte irgendwie so garnix richtiges hervor ausser: Was soll ich denn jetzt machen? Ich rannte die Treppen runter und den Gang zur Waschküche - die Türe ist nur angelehnt und hat ein geriffelte Glasscheibe. Ich glaube so schnell kann ich den Anblick nicht vergessen. Der Strom war weg und es war stockdunkel nur das Lodern der Flammen war durch die Scheibe zu sehen und als ich die Tür ein Stückchen weit öffnete war da nur noch Qualm und Rauch und die Flammen die gemütlich an der Bedienleiste der Waschmaschine hochzüngelten.



Habt Ihr schon Mal einen Feuerlöscher bedient? 100 Mal habe ich mir schon überlegt, wie das funktioniert und ob ich das überhaupt kann. Aber wie es so ist - solche üblen Gedanken verdrängt man und wenn´s dann passiert, stehst du da.



Ich versuchte den Löscher aus der Wandhalterung zu bekommen. Es ist ein ziemlich grosser und sauschwer war er auch. Es ging nicht. Panik, Schweissausbruch, Herzklopfen. Meine Schwester stand einfach nur da - quasi vor Angst gelähmt. Nachdem sich das Ding einfach nicht von der Wand reissen liess und von meiner Gewalt total unbeeindruckt blieb, schrie ich meine Schwester an sie soll den GG holen und zwar schnell. Sie rannte los - rief schon im Hausflur nach ihm (wobei wir einige hundert Meter weiter weg wohnen. Endlich bekam ich den Löscher aus der Halterung und nun? Ich sah vor lauter Rauch und Dunkelheit gar nix und nestelte am Verschluss rum. Irgendwo sah ich noch die Verplombung vom letzten Auffüllen und Überprüfen und dachte nur: Oh Gott wie bekommt man das auf? Dann drückte ich einfach diesen Hebel runter und siehe da - es ging. Ganz einfach. Ich schob die Türe auf und hielt den Schlauch direkt auf die Flammen -dann drückte ich solange, bis die Flammen aus waren und genau in diesem Moment erwischte mich auch schon eine Wolke aus Staub, Gas und Russ und was weiss ich. Meine Augen brannten ganz fies und ich bekam keine Luft mehr. Ich liess also einfach alles fallen und rannte raus. Gerade da kam der GG und machte mich zur Schnecke: Raus da jetzt - hat schon jemand die Feuerwehr gerufen? Meine Schwester stammelte von oben im Treppenhaus nur was vor sich hin und der GG gab nun Anweisung sie sollte sofort die 112 wählen und ab. Er lief nach oben und ich stand etwas blöde vor dem Haus. Dann dachte ich: Vielleicht hätte ich die Kellertüren alle schliessen sollen? Sonst ist der Dreck in jedem Zimmer? Und die Türe zum Treppenhaus war ja auch noch offen. Also nochmal mit Tuch vor dem Mund rein und die Türen geschlossen. Ganz bis zur Waschküche kam ich garnicht, weil die Rauchentwicklung so heftig war. Als ich wieder rauskam, rauschte gerade der Fast-Schwager an und eine Minute später war die Feuerwehr da. Irgendwie war das total seltsam. So eine Aufregung und du stehst mitten drin und guckst wie ein Ufo und kannst nix machen. Ich bin dann erst Mal hoch, habe Oma und Ur-Oma beruhigt (Ur-Oma stand schon kurz vor der Herzattacke und bekam ganz schlecht Luft) - dann hab ich das MM geschnappt und wollte für unseren Opa ein paar Bilder von der Feuerwehr machen. Ausgerechnet, wenn er einen Nachmittag nicht da ist, dann passiert so was?????



Unten war die Hölle los. Schläuche wurden ausgelegt, Kommandos gebrüllt, noch ein Feuerwehrwagen kam und jede Menge Schaulustige hatten sich auch schon rundum eingefunden. Die Feuerwehr ging mit Atemschutz und Rauchabsaugen vor. Die Polizei kam als nächstes und ein Notarztwagen stand auch da. Ich hüstelte zwar etwas, fühlte mich aber noch relativ gut.


Erst als der Polizist in die Wohnung kam und wie und was fragte, dachte ich daran: Was ist wohl, wenn ich zuviel von dem Rauch eingeschnauft hätte? Die Aussicht auf eine Rauchgasvergiftung war jetzt echt wenig spassig und so ging ich auch recht bereitwillig mit zum Notarzt und liess mich untersuchen und befragen. Der behielt mich auch gleich da und erklärte mir, ich solle erst Mal mit in die Klinik zur Beobachtung und genauerer Untersuchung. Und neue Klamotten bräuchte ich auch, weil meine nach Rauch rochen und das wäre auch gefährlich (ich hatte an sowas ja keinen Gedanken verschwendet). Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der GG mir Kleider brachte und ich musst mich auch noch im Wagen umziehen (toll - die haben riesige Scheiben da drin und die sind nicht! getönt. Striptease sozusagen). Dann gings los und während ich so auf meiner Bahre lag und noch mit der Sanitäterin witzelte, merkte ich erst wie erschöpft ich war. Ich schloss also erst Mal die Augen und lag einfach nur ruhig da. Im Liegen merkte ich dann kurz vor der Klinik, das mir das atmen irgendwie schwer fiel. So, als ob ich einfach nicht genug Sauerstoff bekäme (trotz der Sauerstoffschläuche, die mir unsanft in die Nase gestöpselt wurden). Dann nahm mich die Notaufnahme in Empfang. Hier durfte ich gute 2 Stunden warten:) also konnte es ja nicht so schlimm sein oder? Ich schnaufte immer noch schlecht und auch wenn ich total kaputt und fertig war ging es mir im sitzen besser als im liegen. Irgendwann kam dann meine Schwester und der Schwager noch nach - sie wollte sich zur Vorsicht auch anschauen lassen. Es folgte eine langwierige Prozedur um mir Blut am Ohrläppchen abzuzapfen. Versuch Nr. 1 - Stich, an meinem Ohr wurde rumgezerrt und gewalkt und geknetet - dann verschwand die Schwester mit dem Röhrchen voller Blut. Kurz darauf erschien sie wieder - nochmal stechen, da das Blut zu schnell geronnen war. Insgesamt 5! Mal wurde ich in das Ohr gepiekt und mein Ohr war danach ganz heiss und sehr gut durchblutet. Bluterguss zum Glück keiner. Dafür muss das Schwesterherz nun mit einem blauen Ohr rumlaufen - ein Stich und Bluterguss. Lustig. Irgendwann erschien dann ein blonder, kleiner Arzt mit Nickelbrille und einem 40er Jahre Haarschnitt. Er klärte uns auf das die Blut und Sauerstoffwerte so gut seien, das wir nicht im Klinikum bleiben müssen und wir bekamen ein Spray für den Notfall mit. Dann wurden wir entlassen. Barfuss (an Schuhe hatte keiner gedacht, als ich im Notarztwagen lag) verliess ich mit Schwester die Notaufnahme, zahlte meine Gebühr und dann gings heim. Ich war echt fertig und nach etwas leckerem zu Essen und viel trinken nickte ich schon am Sofa ein.

Als ich am nächsten Tag meine Haare wusch, war das Wasser total schwarz - auch Nasentechnisch habe ich wohl jede Menge von dem Zeugs eingeatmet.

Ich bin echt froh, das nun wieder alles normal läuft - und eines weiss ich auch: ich will eine Löschdecke, 2 Feuerlöscher, Rauchmelder im Haus und ich werde die Waschmaschine und den Trockner oder die Spülmaschine wohl so schnell nicht mehr alleine laufen lassen. Wenn meine Schwester nicht zufällig daheim gewesen wäre (sie kam grade am Vortag aus dem Urlaub) dann hätte wohl keiner was bemerkt. Wir waren ja draussen im Garten. Nicht vorstellbar wie das ganze dann gelaufen wäre. Puhh - Schwein gehabt.

4 Kommentare:

ramona hat gesagt…

ach du schreck!!!!
wie gut, dass niemandem was passiert ist!!!

Wienermädel + Co hat gesagt…

Eine ernste Sache, aber toll erzählt. So schnell kanns gehen.

Wirklich Schwein gehabt.

Ma Ri hat gesagt…

wie schrecklich!!!! Wieso brennt denn auch eine Waschmaschine? Bin froh, dass dir nix passiert ist. Hoffentlich hat das Haus keinen Schaden genommen. Wie gut das deine Schwester da war. Ich wüsste auch nicht wie man einen Feuerlöscher bedient. Wir haben auch keinen. Zumindest sind aber alle Räume mit Rauchmeldern ausgestattet, die einen rechtzeitig warnen. Wenn es brennen würde dann würde ich auch gar nicht versuchen irgendwas zu löschen sondern mit Kinder und Tiere schnappen und raus. So ein Erlebnis erinnert einen immer daran, dass nicht alles so sicher ist wie es scheint.

SchneiderHein hat gesagt…

Danke für Deine schrecklich lebhafte Beschreibung.
Schon so manches Mal habe ich überlegt, ob ich Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler allein zuhause lassen kann. Und bei Deiner Beschreibung vom Feuerlöscher fiel mir ein, dass wir zwar einen im Keller an der Wand haben - von vor 1996 und seitdem nicht geprüft. Und falls etwas mit dem Sicherungskasten, der Heizung oder der Waschmaschie ist, müsste ich am Brandherd vorbei, um den Feuerlöscher von der Wand zu reißen und wie bedient man das Ding ...? Vielleicht sind Löschdecken da wirklich praktischer.
Ja, dass Gesundheitssystem! Erst ist man ein Notfall und kaum im Krankenhaus angekommen, dann wird man möglichst noch im Flur für mehrere Stunden auf die Wartenbank gelegt ;-) Wie gut, dass Du das alles verhältnismäßig gut überstanden hast!
LG Silke