Donnerstag, 26. Juni 2008

Stillen - das Beste für Ihr Kind

Also - als ich gewusst habe "es ist soweit - der Test war positiv" war für mich klar, dass ich alles so natürlich wie möglich machen wollte. Was anderes als Stillen konnte ich mir nicht vorstellen. Und da mein ohnehin nicht unbedingt kleiner Busen bereits 4 Monate vor Termin fleissig des Nachts vor sich hin tropfte, war ich frohen Mutes. Dann die Geburt - statt natürlich a la Stadelmann gabs einen blöden Kaiserschnitt mit PDA. Die PDA setzte mich den ganzen Nachmittag ausser Gefecht, danach waren MM und ich so müde, dass wir nur noch schliefen. In der Nacht dann das erste Mal anlegen - besonders viel Anleitung bekamen wir nicht und der vor Wochen besuchte Vortrag über das Stillen half jetzt auch nix - MM war so müde und schwach - schlief sofort wieder ein. Am nächsten Morgen dann die Hiobsbotschaft - das MM wird auf die Kinderstation verlegt - zur Überwachung - aber ich könnte ja jederzeit vorbei kommen (ha, ha - schon Mal mit Kaiserschnitt 5 Mal am Tag in die Kinderstation gehumpelt?). Es flossen Tränen - ich war so fertig, der GG war in der Arbeit und sonst hatte ich erst Mal auch niemand der mich tröstete. Auf der Kinderstation haben wir dann wieder versucht zu Stillen. Aber MM war immer noch so schwach, das sie jedesmal einfach einschlief und garnix erwischt hatte (wir mussten vor und nach dem Stillen wiegen) - es wurde also zugefüttert ausserdem hing MM an der Nadel und bekam Glukose zum aufpäppeln. Ich war so fertig, hätte nur noch heulen können. Die vielen Kabel, die winzige Hand angepiekt mit dem Schlauch, die stundenlangen Untersuchungen und Blutabnahmen. Mein armer kleiner Frosch. Dann immer dieser Druck - ob Sie auch etwas erwischt an der Brust - bis dato hatte mir noch niemand gesagt, ich könne auch pumpen um den Milchfluss in Gang zu bringen. Endlich zeigte mir das jemand. Dann aber totale Frustration - eine Schwester fummelte an meiner Brust rum um zu sehen, ob die Milch schon einschoss - Fehlanzeige - und mitleidige Blicke ihrerseits. Ich pumpte alle 4 Stunden (hinterher las ich, ich hätte noch viel öfter machen sollen), stillte gegen die Zeit (man gab mir ca. 10 Minuten für jede Seite - dann wurde mit der Flasche zugefüttert) und war ein nervliches Wrack. Eine Woche ging das so - dann wurden wir wieder zusammen auf Station gelegt. Ich war so verunsichert - hatte mein MM noch nie gewickelt in der ganzen Woche, nicht gebadet ( die Kinderschwestern hatten das alles immer schon erledigt, wenn ich auf die Station kam - und heute weiss ich, dass ich viel zu wenig energisch war - beim zweiten Kind wird alles anders) nur kurz gehalten, wenn es ans Stillen und Fläschchen ging. Sehr naiv fragte ich eine ältere Schwester ob ich denn nun auch vor und nach der Mahlzeit wiegen müsse - barsch kam zurück "wir haben hier nur gesunde Kinder -hier wird net gewogen". Das war natürlich für mich sehr förderlich. Sowieso in labiler Verfassung und dann noch solche Antworten. Das MM kam alle 3 Stunden und ich stillte. Immer wieder kam eine Schwester und zeigte mir, dass ich das nicht richtig mache. Am Ende kannte ich mich nicht mehr aus - hatte nur noch Angst, dass ich alles verkehrt machen würde. Unfähig, für den kleinen Frosch zu sorgen. Dann endlich die Entlassung - mein Blutdruck war seit dem Krankenhausaufentalt immer auf 180 gewesen. Daheim dann kurzzeitige Entspannung bevor hier das Chaos ausbrach. MM kam plötzlich alle Stunden. D.h. ich fing um viertel nach eins an zu stillen. Um dreiviertel zwei war sie dann satt - um viertel nach zwei kam sie wieder. Das ging so 24 Stunden am Tag, zwei Wochen lang. Die Gewichtszunahme war eher bescheiden, meine Angst riesengross, das MM weinte dauernd und sah auch richtig fertig aus. Die Tips der Hebamme waren von öfter anlegen (ja wie denn - der Tag hat nur 24 Stunden), nicht so viel aufregen (blöde Kuh - wie soll das denn gehen, wenn du die erste Woche getrennt bist und nur Sorgen hast und dann geht das Theater daheim weiter - wer macht sich den keine Sorgen um so einen kleinen Frosch) und am Schluss dann das aller schlimmste "füttere Sie doch mit abgekochtem Wasser - das dämpft den Hunger und dann würde sie schon irgendwann richtig trinken" - also auf deutsch "hunger dein Kind aus". Ja - spitze.

14 Tage ging das so - danach war ich so fertig, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stand. Milch kam so gut wie gar keine mehr. Meine Frage nach Zufüttern war ja an der Hebamme immer abgeprallt - danach würde MM gar nicht mehr an die Brust gehen und ich könnte das komplett vergessen mit dem Stillen. Aber ich k o n n t e nicht mehr. Ich war nur noch ein Nervenbündel. Sonntag Abend habe ich dann den GG rausgejagt - er soll Babynahrung besorgen - wie und wo wäre mir egal - hauptsache es geht schnell. Und siehe da - das Kind war zusehends zufriedener, ausgeglichen und weinte gar nicht mehr. Sie wurde täglich etwas munterer und auch mir ging es stündlich besser. Der Blutdruck sank auf normale Werte. Das MM nahm endlich zu. Ich besorgte mir noch eine Milchpumpe und habe fleissig gepumpt - der Haushalt blieb auf der Strecke, ich war manchmal Abends noch nicht angezogen, geschweige denn geduscht oder die Zähne geputzt, aber es wurde besser. 3 Monate habe ich durchgehalten - auch wenn die Milchausbeute eher bescheiden war. Jeden Tag habe ich ca. 150 ml zusammenbekommen. Nach dieser Zeit - es wurde draussen Sommer und wir waren immer nur drin, weil sich füttern und pumpen, windeln und aufstossen abwechselten, habe ich dann den Schlussstrich gezogen. Die Milch war eh jeden Tag weniger geworden. Ich weiss - zum Ende hin habe ich richtig Panik bekommen, denn Muttermilch ist ja sooooo guuuut. Ich fühlte mich wie ein Versager, Kinderquäler, weil ich die Milch entzog und null Durchhaltevermögen hatte. Kurzum ich machte mich total verrückt - was natürlich auch am Internet lag. Irgendwie habe ich nur Lobeshymnen gefunden aufs Stillen und alle Fläschchen Mütter trugen den Stempel "VERSAGERIN". Auch meine sonstige Literatur lobte nur das Stillen in den höchsten Tönen.

Ich wagte nochmal einen Anlauf mit 2-stündigem Pumpen, zwei neuen Hebammen, Globuli und Milchbildungstee (den hatte ich zwar vorher auch brav nach Anleitung getrunken, half aber trotzdem nix) und Stillöl. Aber es war einfach nix zu machen. Jetzt - einen Monat danach kann ich darüber schon fast lächeln. MM ist gut genährt, so zufrieden und lieb - was will man mehr. Wütend bin ich nach wie vor auf die Nachsorgehebamme. Sie war weder verständnisvoll noch tröstlich. Anstatt mir praktische Tips zu geben (man hätte es ja auch noch mit einem Brusternährungsset versuchen können oder ganz am Anfang mit dem Fingerfeeder) hat sie mir nur Angst eingejagt und nachdem ich dann zufütterte (was meine Entscheidung ganz alleine war) kam Sie nie wieder.



Liebe Mamas - stillen ist wirklich was ganz tolles und sicher das Beste für das Kind - aber wenn es nicht geht, dann gehts nicht - macht Euch keinen Kopf und fühlt Euch als Versager. Jede Mama will das Beste für Ihr Baby - und manchmal ist das halt einfach das Fläschchen.



MM ist jetzt gerade aufgewacht - ich gehe jetzt Fläschen machen :)

1 Kommentar:

minimarini hat gesagt…

Hallihallo, bei uns war es mit dem Stillen auch ein Drama. Ich habe 8 Wochen lang Milch abgepumpt und für mich steht fest: Den Stress mache ich mir nicht wieder! Mit dem Fingerfeeder zu füttern ist total doof, weil das Kind sofort den Mund zum Finger dreht, wenn man es nur streicheln möchte oder so. Es geht prima mit Folgemilch! Inzwischen ist Lotti 1,5 Jahre alt und sich prächtig entwickelt. Genießt die Zeit ohne so viel Stress!